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Die Jagd ist ein Handwerk, so habe ich es erst kürzlich wieder aus berufenem Munde eines erfahrenen Jägers gehört, und kann dem nur zustimmen. Ich möchte aber jetzt nicht den Bogen zwischen den verschiedenen Gewerken und der Jagd spannen, um dabei auf die Qualität der Arbeitsmittel zu sprechen zu kommen.

Wenn es um die Jagd geht, hat jeder so seine speziellen Vorstellungen und dabei spielen Qualität, Funktionalität, Langlebigkeit, Aussehen und nicht zu Letzt das Preis/Leistungsverhältnis der Ausrüstung immer eine Rolle. Leider scheinen zunehmend ein Teil der Kriterien bei der Auswahl unseres Jagdhundes keine Rolle mehr zu spielen. Das Thema der Schwarzzuchten hat Bernd Krewer, bekannter Autor vieler Bücher um unsere Jagdhunde, Führer von Hannoverschen Schweißhunden, Deutschen Jagdterriern, verschiedener Brackenrassen und Teckel aufgegriffen und damit mehr als einen Denkanstoß gegeben.

Jan Schafberg

 

Bernd Krewer
Schwarzzuchten haben Konjunktur


Die Jagd in unserer Zeit befindet sich in einem aus meiner Sicht schon dramatisch zu nennenden Wertewandel. Viele über lange Zeit das Tun und Lassen bestimmende traditionelle Faktoren scheinen ausgedient zu haben und spielen - vor allem bei den jüngeren Jägern – kaum noch eine Rolle. Die Jagd wurde zum „Wildmanagement“.
Das hat auch Auswirkungen auf die Zucht und die gerechte Führung unserer Jagdhunde, damit diese sinnvoll, also mit dem Ziel einer waidgerechten, also tierschutzgerechten Jagd eingesetzt werden können.
Die ersten Zuchtvereine für Jagdhunde gründeten sich in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem erklärten Ziel, die rassetypischen jagdlichen Anlagen ihrer Rasse(n) zu erhalten und zu verbessern und eine einheitliche, dem jagdpraktischen Einsatz optimal angepasste Form genetisch zu manifestieren. Das war nur möglich, weil diese Ziele bis in die jüngste Vergangenheit von niemandem infrage gestellt wurden. Unsere Jagdhundzuchtvereine schlossen sich im Laufe der Jahre im Jagdgebrauchshundverband (JGHV) zusammen und wurden größtenteils auch Mitglieder im „Verband für das Deutsche Hundewesen“ (VDH) und damit mittelbar auch in der Fédération Cynologuique Internationale (FCI).
Die Hürden für eine Mitgliedschaft in den genannten Dachverbänden sind hoch – und das ist gut so! Wir leben aber in einem freien Land, in dem jeder mehr oder weniger tun und lassen kann, was er möchte, solange er nicht gegen bestehende Gesetze verstößt.
So kam es, wie es kommen musste: manche Jagdhund-führende Jäger waren aus den verschiedensten Gründen nicht bereit, mit ihren Hunden die hohen Hürden, die ihre zuständigen JGHV-Zuchtvereine für einen Zuchteinsatz aufgestellt hatten, zu erfüllen. In vielen Fällen lag es wohl an ihren Hunden, denen wegen gesundheitlicher Mängel, Wesendefekten, mangelnder jagdlicher Leistungsfähigkeit oder Formdefiziten ihre Zuchtzulassung verweigert wurden.
Weil man das aber nicht akzeptieren wollte, züchtete man trotzdem. Und es fanden und finden sich (leider) immer Abnehmer für solche Welpen. „In ständigem jagdlichen Einsatz“ – diese nichts sagende Floskel findet man in nahezu allen Verkaufsanzeigen für solche Welpen „o.P. = „ohne Papiere“. Sicher, es kann auch dem aufmerksamsten Züchter, der Rüde und Hündin zusammen hält, einmal passieren, dass es zu einem von ihm ungewollten – weil vielleicht von der Zuchtleitung nicht genehmigten - Deckakt kommt (die Hunde wollten schon...). Aber das sind doch seltene Ausnahmen gegenüber dem großen Heer der gezielt außerhalb der Zuchtordnungen der etablierten JGHV-Zuchtvereine gezüchteten Welpen. 1
Und weil man sich in einer Gemeinschaft „Gleichgesinnter“ wohler fühlt und sich sicher auch besser in der Öffentlichkeit präsentieren kann, wurden und werden neue Jagdhund-Zuchtvereine gegründet. Vor allem bei Rassen, die aktuell stark nachgefragt werden. Dazu gehören in vorderster Front die beiden Schweißhundrassen und die Weimaraner (bei denen es einem neuen Verein sogar gelungen ist, eine neue Farbe, die „blauen“ Weimaraner, zu kreieren).
Und dann braucht man auch noch einen neuen Dachverband, dessen Logo den etablierten Dachverbänden zum Verwechseln ähnlich ist. So gibt es inzwischen die „Fédération canina internacional“, die sich logischerweise mit F.C.I abkürzt. Und in dieser internationalen Organisation gibt es – sozusagen als nationales Pendant zu JGHV und VDH – einen „Deutschen Rassehund Verband Wolfenbüttel“. (Text im Logo: Bei uns zählt nicht das Papier, sondern der Hund) Das ist alles nicht illegal, torpediert aber nachhaltig die jahrzehntelange Arbeit der etablierten Jagdhund-Zuchtvereine. In dessen Mitgliederliste findet sich sogar eine „IG Saupacker“, obwohl der Einsatz von „Saupackern“ in Deutschland schon ewig der Vergangenheit angehört beziehungsweise angehören sollte.
Alle Neugründungen von Jagdhund-Zuchtvereinen der jüngeren Vergangenheit basieren auf dem genetischen Potential der Stammvereine. Nun ist keine noch so konsequente Leistungszucht frei von Minusvarianten. Und weil aus guten Gründen in nahezu allen JGHV-Jagdhund-Zuchtvereinen nach der Devise gezüchtet wird: „Für die Zucht ist nur das Beste gut genug“, fallen auch in einer über hundert Generationen praktizierten Auslese immer noch Hunde durch das Raster und erreichen die hohen Qualitätsanforderungen für eine Zuchtverwendung nicht. Ich liege sicher nicht falsch in der Annahme, dass in den meisten neu gegründeten Jagdhund-Zuchtvereinen das Ausgang-Zuchtmaterial eher zur Kategorie der Minusvarianten der Stammvereine zu zählen war bezw. ist. Denn: wären diese Hunde aus den Folgegenerationen so gut, schön und gesund, wie sie in den Verkaufsanzeigen angepriesen werden, dann hätten ihre Vorfahren ja ohne weiteres ihre Zuchtzulassung in den JGHV-/VDH - Vereinen erlangt, in deren Zuchtbüchern ihre Ahnen zu finden sind.
Wenn ein Jagdhund-Zuchtverein seine Welpen nur in Jägerhände gibt, weil er nur dann sicher sein kann, dass diese Hunde in ihrem ererbten rassetypischen jagdlichen Anlagen- und Leistungsspektrum auch eingesetzt (und auf den entsprechenden Prüfungen und Bewertungen vorgestellt) werden, dann ist das nur konsequent. Denn nur dann bekommt er Rückläufe über die Qualität der von ihm gezüchteten Hunde und vor allem, ob sich die züchterischen Erwartungen an die elterlichen Verbindungen erfüllt haben oder nicht.

Jeder Jäger, der sich einen Jagdhund zulegen möchte, ist daher gut beraten, sich einen solchen mit JGHV – anerkannten Papieren zu kaufen. Selbst wenn ein solcher Welpe etwas teurer ist als einer mit nicht anerkannter Ahnentafel (manchmal kosten solche allerdings sogar deutlich mehr) – er sollte bedenken, dass er ja gerne viele Jahre mit einen gesunden, wesensfesten und mit allen rassetypischen jagdlichen Anlagen ausgestatteten Hund jagen möchte. Beim Kauf einer neuen Büchse oder eines Geländewagens schaut er ja auch nicht auf den letzten Euro...
Leider wurde in den jagdgesetzlichen Bestimmungen und Regelungen vieler Bundesländer auf seriöse Papiere bei den Nennungen zu den Jagdeignungs-/Brauchbarkeitsprüfungen verzichtet. So bekommen beispielsweise manche Jagdhunde mit nicht vom JGHV anerkannten Papieren nach erfolgreichem Ablegen solcher Prüfungen mit ihren Minimalanforderungen das Zertifikat „geeignet für die Nachsuche auf Schalenwild“, die den Anforderungen „echter“ Nachsuchen in keiner Weise gewachsen sind. Und weil es dem eigenen Image nicht gut tut, wenn nach Erfolglosigkeit des eigenen Hundes auf der Fährte oder bei der Hetze ein erfahrener Schweißhundführer mit seinem Hund das kranke Stück zur Strecke bringt, wird auf dessen Einsatz verzichtet und im Brustton der Überzeugung verkündet, „das Stück habe nur eine geringe Verletzung und würde das bestimmt ausheilen“.
Waidgerecht ist das nicht – und praktizierter Tierschutz auch nicht!
Wie sagte schon weiland Konrad Adenauer: „Keine Experimente“. Jagdhunde aus JGHV-Zuchtvereinen bieten aufgrund ihrer langen selektiven Zuchtpraxis die größere Gewähr, einen gesunden, wesensstabilen und leistungsstarken Jagdhund zu haben beziehungsweise zu bekommen. Nicht anerkannte Zweit- und Drittvereine bieten diese Sicherheit in der Regel nicht!