Gedanken zum Jahreswechsel

Bald ist das Jahr 2020 Geschichte. Ein Jahr, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Corona-Pandemie bestimmt seit Frühjahr des Jahres unser Handeln. Dennoch ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Zehnmal trat das JGHV-Präsidium in diesem Jahr zu Sitzungen zusammen. Mehrstündige Videokonferenzen, wer hätte das noch letztes Jahr gedacht, gehören seit Auftreten der Pandemie zur durchaus nicht unüblichen Kommunikation. Ebenfalls im Rahmen einer virtuellen Konferenz besprach man sich mit den Vertretern der Landesvereinigungen des JGHV, den Jagdkynologischen Vereinigungen.

Der Verbandstag 2020 wurde, bevor der Gesetzgeber den JGHV dazu zwang, aus der Verantwortung für die Delegierten und deren Angehörige abgesagt. Der JGHV sah sich schließlich genötigt, den Mitgliedsvereinen die Absage der Frühjahrsprüfungen dringendst anzuraten, und stieß bei seiner Forderung auf die breite Zustimmung der Vereine. Dass man es nicht allen recht machen kann, versteht sich. Beides, die Absage des Verbandstages und der Verzicht auf die für unsere Jagdgebrauchshundezucht so notwendigen Frühjahrsprüfungen, geschah das erste Mal seit Ende des 2. Weltkrieges. Die Entscheidung wurde in enger Absprache zwischen Präsidium und den Vertretern der Vereine und Verbände vorbereitet.

In Windeseile wurde die Prüfungsordnung „Notlösung Spurarbeit – Corona 2020“ erarbeitet, um so zu gewährleisten, dass verbandsseitig alle Vorkehrungen getroffen sind, den Prüfungsjahrgang 2020 nicht zu einem „weißen Jahrgang“ in der Jagdgebrauchshundezucht werden zu lassen. Alle Zuchtvereine erarbeiteten Lösungswege, damit die Hunde des Jahrgangs der Zucht nicht verloren gehen. Schnell wurde klar: es geht uns allen um den brauchbaren und leistungsstarken Jagdhund, ganz gleich welcher Rasse. Not schweißt zusammen!

Neben diesen großen Herausforderungen lief das Arbeitstreffen mit dem VDH und unzählige Einzelgespräche mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, diverse Stellungnahmen im Rahmen von Anhörungsverfahren in Tierschutz- und Jagdrechtsfragen, Interviews mit Pressevertretern, die Herausgabe verschiedenster Pressemitteilungen und, nicht zu vergessen, das sonstige Tagesgeschäft.

All‘ dies und noch viel mehr wurde von den Mitgliedern des Präsidiums, dem Justitiar, unserem Tierschutzbeauftragten, dem Datenschutzbeauftragten, den Landesvertretern des JGHV, der Sprecherin unserer Kompetenzgruppe Bodenjagd und Schliefanlagen, den Organen unseres Verbandes und den Angestellten des JGHV für unsere gemeinsame Sache geleistet.

Nicht vergessen werden darf die Herausgabe der Neuauflage des „Uhde Buches“, im Frühjahr 2020, die Organisation und Durchführung von zwei Messen und nicht zuletzt die gemeinsame Erarbeitung von Aufgaben und Zielen im Jagdgebrauchshundewesen als zentrale Aufgabenstellung des Präsidiums. Die Neuausrichtung unserer EDV und der Homepage wurden auf den Weg gebracht. Mit Hilfe eines Steuerberaters haben wir Fehler der Vergangenheit abgestellt und konnten den erkannten Mangel zu unserem Vorteil wenden. Gemeinsam mit dem Bundesverband Rettungshunde hat der JGHV und der JGHV-Landesverband Baden-Württemberg ein europa-weites Pilotprojekt zu Ausbildung und Einsatz von ASP-Kadaverspürhunden angestoßen, das über das Ministerium Ländlicher Raum finanziert wird. Zum Jahresende kann unser Verband ein besonderes Projekt präsentieren: den JGHV-Jahreskalender 2021 mit Gemälden aus der Malwerkstatt unserer Stammbuchführerin Peggy Dornig.

Es wäre unredlich zu verschweigen, dass das Jahr, völlig unabhängig von Corona, für unseren Verband auch Schattenseiten brachte, auf die man gerne verzichtet hätte. Unser Beisitzer Wilfried Schlecht trat im April von seinem Amt zurück und der Satzung des Verbandes folgend, war es Aufgabe des Präsidenten Ersatz zu benennen. Wir sind froh, mit Revierjagdmeisterin Anja Blank im August die Nachfolge geregelt zu haben und freuen uns, dass eine junge und kompetente Frau unser Team verstärkt.

Wir dürfen uns bei Wilfried Schlecht für seine innovativen Ideen, seinen Elan und sein Engagement ebenso bedanken, wie bei unserem Justitiar Christian Fleischmann, der in der Verantwortung für die gemeinsame Sache das Amt des Besitzers interimsweise von April bis August mit großem Einsatz ausübte. Danke Wilfried, danke Christian!

Besonders unerfreulich für die Sache des Tierschutzes war ein Gerichtsurteil aus Hannover, das in Niedersachsen einen Nichtjagdhund als Nachsuchenhund zuließ. Unfassbar und fern jeder Verantwortung für die Kreatur! Unerfreulich auch, dass das zuständige Ministerium in der Folge die Brauchbarkeitsprüfung des ÖJV anerkannte resp. anerkennen musste. Wahrlich, keine Sternstunde in Sachen Tierschutz... .    

Ja, das vergangene Jahr war sehr viel Arbeit, unglaublich viel Arbeit, aber im Team machbar! Als Präsident unseres Verbandes darf ich mich bei allen, die sich als Teil dieses Teams eingebracht haben, herzlich zum Jahresschluss bedanken. Bedanken möchte ich mich aber auch bei all‘ jenen, die die Arbeit an der Basis jahraus – jahrein voll Freude und Engagement verrichten.

Was wäre das Jagdgebrauchshundewesen, unser Jagdgebrauchshundverband, die Jagd ohne diese fleißigen Menschen? Danke!

Ganz herzlicher Dank gebührt auch den Familien unserer im Ehrenamt tätigen Funktionäre. Was wären wir ohne ihren Rückhalt.

Uns, Ihrem Präsidium, hat diese Arbeit Freude gemacht und als Präsident Ihres Verbandes wünsche ich mir in diesen Tagen sehnlichst, dass wir die uns beherrschende Pandemie baldmöglichst in den Griff bekommen und – nicht nur für unseren Verband – Normalität einkehrt. Ein wahrlich großer Wunsch!

Meine im Grundsatz positive Haltung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir im Arbeitsfeld „Jagd und Hund“ große Probleme haben.

Die Jagd, aber auch die Wahrnehmung in der Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren rasant verändert und stellt uns in Zukunft vor immense Herausforderungen.

Der Qualität unseres Nachwuchses muss unser besonderer Augenmerk dienen. Fort- und Ausbildung tut not! Viele Reden vom Tierschutz – wir Jäger mit Hund machen ihn! Für schlecht abgeführte Hunde hat unser Wild kein Verständnis – „Könner“ sind gefragt! Wir müssen dringend an unseren handwerklichen Fähigkeiten als Hundeführer arbeiten. Jagdhundeführung und -abrichtung ist weder Sport noch reine Freizeitbeschäftigung und schon gar nicht Teil einer jagdlichen Ersatzhandlung fernab der Bedürfnisse des Alltags im Revier!

Die ersten „kleineren Herausforderungen“ für 2021 zeichnen sich bereits mit der geplanten Verschiebung des Verbandstages in den Sommer 2021 ab und auch sonst wird Einiges zu leisten sein. Gemeinsam bekommen wir das auf die Reihe – sicher!

Das JGHV-Team wünscht Ihnen und den Ihrigen ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das Neue Jahr Kraft, Gesundheit, Freude und Tatendrang, damit wir gemeinsam die Fülle der Aufgaben zum Wohle von Jagd und Wild meistern können! Bleiben Sie gesund, leben Sie jeden Tag mit Freude.

Frohe Weihnachten und guten Rutsch!

Ho-Rüd-Ho!

Karl Walch,

Präsident des Jagdgebrauchshundverbandes e.V.